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AutorenbildDan Apus Monoceros

Das war Folsom 2020 - Oder kann Kink auch mit sozialer Distanz?

Jährlich im September treffen sich überwiegend Schwule, aber auch etliche anders orientierte Fetischisten in Berlin, um Folsom Europe zu feiern. In Zeiten von Corona, ist das offizielle Straßenfest so wie die großen Parties aber abgesagt worden, und die offizielle Veranstaltung wurde ins Internet verlegt. Die meisten Teilnehmer haben aber bereits ein Jahr im voraus Hotels und Flüge gebucht. Entsprechend hoch war das Aufkommen an Gästen in Berlin und viele kleinere Events haben die Folsom dieses Jahr zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht!


Zunächst aber mal zum Livestream. Hier hat sich das Team eine riesen Aufgabe gemacht und 32 Stunden gestreamt. Im Stream waren live dabei Szene-Vertreter, Politiker, Aktivisten, Showacts, Titelträger, sowie Unternehmen, Vereine und Organisationen aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Live Schaltungen zu verschiedenen anderen Events, die parallel in Berlin stattfanden lockerten die Studio Atmosphäre auf (später mehr hierzu). Außerdem gab es verschiedene Grußworte aus der ganzen Welt, die jeder hätte einreichen können, sowie Bondage und Fetisch Videos. Durchgängig gab es parallel einen DJ live Stream, der auch das Party Feeling in die Wohnzimmer brachte. Mit dem Livestream wurden insgesamt 10.000 Zuschauer weltweit erreicht und durch die Verbreitung in den nächsten Wochen auf Facebook und YouTube werden noch weit mehr Views erwartet. Hierfür wird das Material aber nochmals aufgearbeitet und den sozialen Netzwerken entsprechend angepasst. Alain Rappsilber, Vorstand des Folsom e.V. "mit der Umsetzung des Livestreams waren wir sehr zufrieden, nur über die Spendenbereitschaft der Zuschauer waren wir enttäuscht. Mit knapp 500 € ist es schwierig solche Aktivitäten langfristig aufrechtzuerhalten. Wir werden im nächsten Jahr aber auf jeden Fall weitermachen und hoffen dann auf bessere Zeiten!"



Neben den Online Events gab es aber auch etliche kleinere Events und Outdoor Parties. So wurde beispielsweise am Freitag die B:east Folsom Special gefeiert im Magdalena Club, alles natürlich unter Corona Auflagen, mit Abstandsregelung und unter freiem Himmel. Bereits nachmittags ging sie los und entsprechend früh - wie geplant - war die Veranstaltung auch wieder zu Ende. Hier nahmen insgesamt 700 Leute teil. Die anschließende Revolver Party, wurde aber nur noch im Livestream direkt aus dem KitKat Club übertragen. Natürlich gab es auch hier entsprechende Fetisch Performance welche die Gäste neben den super DJs weiter auf Stimmung gebracht hatte.


Die lokalen Szenekneipen waren wie immer gut gefüllt. Alle Wirte hatten hier passende Hygienekonzepte vorbereitet und das Wetter ließ auch Outdoor viel zu. Die Lokale waren voll, aber der Abstand wurde stets gewahrt. Die Rücksprache mit den Gästen ergab, dass sie sehr viel Spaß hatten und es trotz den Einschränkungen die Folsom genießen konnten. Mir ist keine Stimme zu Ohren gekommen, die sich wirklich darüber beschwert hätte. Wahrscheinlich sind diese einfach gar nicht unterwegs gewesen, oder zumindest nicht in mein Interview Bereich geraten.

Bilder by CommuniGAYtion


Kink und Fetisch gehören aber auch immer zu Folsom dazu. Definitiv eine der schwereren Angebote in diesem Jahr. Mit der Guerrilla Bondage Aktion des gay-BDSM.club wurde hier aber ein Zeichen gesetzt. Knapp 30-40 Bondage Fans hatten sich zusammengefunden und sind durch die Straßen von Schöneberg gezogen. An mehreren Stationen wurden die Rope Subs an Straßenschilder, Laternenmasten, vergitterte Schaufenster, oder ähnliches gefesselt. Auch hier galt natürlich Anmeldepflicht, physische Distanz, Maskenpflicht bei haushaltsfremden Partnern, sowie Zuschauer-Trauben ab einer gewissen Menge zu verhindern. Da es außerdem im öffentlichen Raum stattfand, wurde natürlich sehr auf die guten Sitten geachtet und es wurde als eine reine Aktion zur Sichtbarkeit durchgeführt, auch wenn alle Beteiligten sehr viel Spaß dabei hatten.


Folsom ist immer auch Kunst. In diesem Jahr gab es hierfür eine ganz spezielle Ausstellung von Prideart, nämlich die unbound Vernissage, wo 30 lokale und internationale Künstler ausstellten. Dabei war ein großer Outdoor-Bereich angelegt, und in die Ausstellungsräume durften immer nur maximal 15 Personen mit Maske gleichzeitig rein. Neben vielen Fotos, Gemälden, Skulpturen und Videokunst, gab es auch eine kleine Tanzfläche mit DJ (auch hier wurde die Musik pausiert, wenn sich die Menschen eng aneinander drängten) und live Performances unter anderem von der Kinky in Wonderland, mit Bondage und Livegesang. Stets wurde sorgfältig auf die Einhaltung aller Corona-Regeln und des Hygienekonzeptes geachtet. Dass dieses Konzept erfolgreich war zeigte auch, dass ein dort im nachhinein aufgetretener Fall, zu keinen weiteren Infektionen führte.

Bilder bei Talisim


Als krönenden Abschluss gab es am Sonntag noch eine Sonderversion der Teegesellschaft, die Tea Time im Park. Bei dem Fetisch Picknick wurde gefesselt, es gab Spiele für die Petplayer und einige Shows, welche zu einer heiteren Stimmung beitrugen. Natürlich wurde auch hier mit Picknickdecken und Abstandsregeln und Anmeldungen gearbeitet. Und so ging, mit Spaß und guter Laune, eine etwas andere Folsom zu Ende.


Bilder bei Puppy Blümchen


Zusammenfassend darf man sagen, dass es dieses Jahr ganz anderes war. Viele Freunde und bekannte Gesichter hat man endlich wieder gesehen einige hat man aber auch vermisst. Die zusätzlichen Regeln haben es nicht leichter gemacht. Schaulustige blieben weg, das gute Gefühl aber stolz auf seinen Fetisch zu sein blieb. Und so schauen wir nun - mit guten Gefühlen aufgeladen, Vorfreude und Sehnsucht - auf die nächsten Events, die auf uns warten, hoffentlich mit besseren Umständen in 2021.


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